Wo Mönche einst die Saat einbrachten

Mit einer Fläche von rund zwei Quadratkilometern und einer Reihe beeindruckender Bauten zählt das Kloster Doberan zu den bedeutendsten Beispielen mittelalterlicher Backsteinkultur an der Ostsee. Für die Rostocker Landschaftsarchitekten Sabine und Andreas Webersinke war es da nur folgerichtig, Ziegel als Baumaterial auch bei der Neugestaltung der Außenanlagen rund um das Doberaner Münster einzusetzen. Gäste aus aller Welt flanieren nun auf Pflasterklinkern von Vandersanden durch die klösterlichen Gärten.

Zu neuem Leben erweckt
Als Kloster im Zuge der Reformation 1522 aufgegeben, sind viele der ursprünglichen Gebäude bis heute erhalten geblieben. „Im Zentrum steht natürlich nach wie vor das Doberaner Münster“, erklärt Landschaftsarchitekt Andreas Webersinke, „die übrigen über das Gelände verstreuten Bauten führten aber lange Zeit eine Art Dornröschenschlaf und wurden erst während der vergangenen beiden Jahrzehnte nach und nach wieder zu neuem Leben erweckt.“

Das Büro Webersinke kam ins Spiel, als die Sanierung der Gebäude bereits weit fortgeschritten war. „Das Ziel aller Anstrengungen bestand ja darin, die Anlage als Ganzes wieder erlebbar zu machen“, sagt Sabine Webersinke, „mangels fortlaufender Pflege des Außengeländes waren die ursprünglichen Wegebeziehungen zwischen den einzelnen Bauwerken aber teils gar nicht mehr richtig erkennbar, ein beschaulicher Rundgang über das Gelände war kaum noch möglich.“

Angenehmes Laufgefühl
Im Auftrag der Stadt Bad Doberan und finanziert aus vielfältigen öffentlichen Mitteln, erarbeitete das Büro daher eine umfassende Neugestaltung der Freiflächen, die zugleich aber auch den ursprünglichen baulichen Charakter der Klosteranlage berücksichtigen sollte.

Obschon die klösterlichen Wege dereinst – wenn überhaupt – eher mit Naturstein befestigt waren, entschieden sich die Rostocker Landschaftsarchitekten bei der Neugestaltung zusätzlich für den Einsatz von Pflasterklinkern. „Authentizität ist gerade bei einer historisch so bedeutsamen Anlage wie dem Kloster Doberan natürlich wichtig“, stellt Andreas Webersinke fest, „aber wenn in der Hauptsaison jeden Tag viele tausend Menschen hier unterwegs sind, müssen wir natürlich Aspekte wie die dauerhafte Belastbarkeit des Bodenbelags, ein angenehmes Laufgefühl und nicht zuletzt das Thema Barrierefreiheit berücksichtigen.“

Aufwändige Sanierung
Über ein durchgehendes „rotes Band“ aus Pflasterklinkern einerseits sorgen die Landschaftsarchitekten Webersinke über Variationen der Verlegemuster andererseits für Abwechslung entlang des Weges. Zum Beispiel vor dem Kornhaus, das Ende des 13. Jahrhunderts im südlichen Teil des Klostergeländes errichtet wurde und dem Zisterzienserorden als Speicher für Getreide und Nahrungsmittel diente. Nach aufwändiger Sanierung beherbergt das Gebäude heute ein Café und Veranstaltungsräume. Das abwechslungsreiche Farbenspiel auf der mittlerweile mehr als 700 Jahre alten Ziegelfassade lädt zum Verweilen ein – und damit der Betrachter nicht unnötig abgelenkt wird, bleibt es auf dem Klinkerpflaster bei einem klassischen Läuferverband.

Integrierte Sondersteine
Seit einem Großbrand im Jahre 1979 stehen aber nur noch die nicht minder eindrucksvollen Grundmauern. Eine spielerische Variation des Verlegemusters der Pflasterklinker wäre an dieser Stelle kaum passend gewesen. Wo sich Wege krümmen und einfach nur durch den Klostergarten führen, wechseln sich längs und quer verlegte Pflasterklinker aber schon mal ab oder grenzt ein Fischgrätverband aus Steinen unterschiedlicher Breite gleich an einen Reihenverband. Damit nicht genug der Abwechslung, finden sich hier und da auch noch in das Klinkerpflaster integrierte Sondersteine mit künstlerischen Darstellungen des klösterlichen Lebens. „Pflasterklinker erlauben auf ein und derselben Fläche die unterschiedlichsten Variationen und ergeben am Ende trotzdem ein harmonisches Gesamtbild“, schwärmt Sabine Webersinke. „Allein deswegen handelt es sich für die Wege des Doberaner Klostergeländes um das perfekte Baumaterial.“

 

Bildquelle: Vandersanden