Stress-Test entscheidet Materialwahl

Der Olympiapark in München ist weltweit bekannt und darüber hinaus ein überaus beliebtes Naherholungsziel – nicht zuletzt aber ist er eine architektonische Ikone. Im Frühjahr 2022 erfolgte der Austausch des Belags auf den Coubertin-Terrassen. Im Zuge der umfangreichen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wurden auf zwei übereinanderliegenden Gastronomieterrassen 470 Quadratmeter der Diele „Die Beliebte massiv“ von Naturinform in Steingrau verlegt. Das Unternehmen gilt als Spezialist für hochwertige Holzverbundwerkstoffe „Made in Germany“.

Die Coubertin-Terrassen gehören zum Gebäudekomplex der Olympiahallen und wurden 2011 fertiggestellt. Der „Club Coubertin“ erweitert das gastronomische Angebot vor Ort: Mit 500 Sitzplätzen auf zwei Ebenen und einem Biergarten stellt das Coubertin eine echte Bereicherung auf dem Gelände des Olympiaparks dar. Der Entwurf stammt von Auer Weber, einem international tätigen Architekturbüro mit Sitz in Stuttgart und München. Das nachträglich eingefügte Gebäude schiebt sich als Riegel in Stahlskelettbauweise unter das Zeltdach in die Olympiahalle. Weit auskragende Terrassen auf zwei Ebenen ermöglichen Gäste sowohl in die Halle zu schauen als auch die Aussicht auf das Olympiagelände zu genießen.

Ausführliche Bemusterung
Der bereits nach rund zehn Jahren erneuerungsbedürftige, ursprüngliche Belag aus Robinie musste auf 470 Quadratmetern ausgetauscht werden. Deshalb beauftragten die Stadtwerke München (SWM) das Architekturbüro Auer Weber mit der Planung. Doch schon bald zeigte sich, dass die Aufgabe komplexer war als erwartet: Es galt viele Interessen, so zum Beispiel Denkmalschutz, Urheberrecht, Nutzung im öffentlichen Raum, Tragverhalten, Anforderungen des Betreibers, Anforderungen an die Sicherheit, aber vor allem die Vorgaben an das Material und seine Farbgebung bzw. sein Farbverhalten miteinander zu vereinen. Um das beste Material zu finden, das den zahlreichen anspruchsvollen Anforderungen gerecht wurde, führte der Bauherr in Zusammenarbeit mit den Architekten eine ausführliche Bemusterung von Dielen aus diversen Hölzern und Holzverbundstoffen durch.

Im Juli 2021 wurden von den Beteiligten dazu drei Musterflächen vor Ort angelegt, die in den folgenden Wochen unter realen Bedingungen bewittert und strapaziert wurden. Neben mechanischen, chemischen, biologischen und physischen „Stress-Tests“ wurde aufgrund der gastronomischen Nutzung ebenfalls mit dem Kontakt von Wein, Ketchup, Öl und Kaffee auf den Materialien experimentiert.

Alle Anforderungen erfüllt
Nach Beendigung des dreimonatigen Tests stand das Ergebnis der Bemusterung fest: Die Wahl fiel auf die Terrassendiele „Die Beliebte massiv“ in Steingrau, eine Holzverbundwerkstoff-Diele von Naturinform im Vollprofil. Das Material konnte alle Anforderungen erfüllen: Nahezu verwindungsfrei und extrem pflegeleicht ist die Terrassendiele äußerst robust gegen mechanische und chemische Einwirkungen. Aufgrund der Materialzusammensetzung versprechen die Dielen eine hohe Langlebigkeit, splittern nicht und sind somit auch barfußtauglich.
Die gefordert hohe Rutschhemmung konnte mit R13 auf beiden Seiten zudem erfüllt werden. Weiterhin war es den Architekten sehr wichtig, dass die Farbgebung dem vergrauten Robinien-Belag entsprach, was mit der Terrassendiele in Steingrau auch nach dreimonatiger Verwitterung gegeben war. Nach Vorgabe fügt sich der Farbton hervorragend in die Architektur und Materialwahl des Gebäudes ein.

Unterkonstruktion ausgetauscht
Als öffentlich zugängliche Fläche, zudem als Terrasse über 60 Zentimetern, war ein Terrassenbelag mit einer „Allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung“ (AbZ) erforderlich, worüber „Die Beliebte massiv“ verfügt. Parallel zum Materialwechsel wurde auch die komplette Unterkonstruktion ausgetauscht, um die vorgegebenen Mindest- und Maximalabstände und das geforderte Tragverhalten einzuhalten.

Der Zuschlag für die Ausführung erhielt die Firma Paintner Holzbau aus Ergolding im Januar 2022. Damit kam ein sportliches Projekt auf die erfahrenen Holzbauer zu: Die projektbezogenen Bedingungen waren knifflig, da nun wieder Veranstaltungen in der Olympiahalle stattfanden und die Arbeitsflächen rund um die Coubertin-Terrassen als Fluchtwege dienen.

Ideale Voraussetzungen
Der Auftragnehmer war, um dem engen Zeitrahmen gerecht zu werden, gefordert, eine Lösung zu finden, damit der Austausch des Belags in minimaler Montagezeit vonstattengehen konnte. Hierfür brachte die Mannschaft von Paintner Holzbau jedoch ideale Voraussetzungen mit: Bereits mit verschiedenen kleineren Projekten auf dem Olympiagelände betraut, kannte sie die örtlichen Gegebenheiten und die Planungsbeteiligten.

Paitner Holzbau – aktuell mit rund 20 Mitarbeitern tätig – wurde 1987 von Anton Paintner gegründet, dem Vater von Tobias Paintner, der als gelernter Zimmerermeister das Unternehmen in zweiter Generation führt. Die Firma hat sich auf Produkte für den Außenbereich spezialisiert: Terrassen- und Balkonbeläge, Nebengebäude, Parkbänke und andere Außenraummöblierungen, Sicht- und Lärmschutzwände, Zaun- und Toranlagen, Brücken, Spielanlagen, Stahleinfassungen, aber auch klassische Holz- und Metallbauarbeiten.

Individuell gefertigt
Aufgrund der knappen Vorlaufzeit war Tobias Paintner klar, dass ein hoher Grad an Vorfertigung der Hebel für eine schnelle und reibungslose Baustellenabwicklung war. So wurden die bereits vollständig aufgemessenen und digitalisierten Daten der vorhandenen Tragkonstruk-
tion in das eigene Konstruktionsprogramm importiert und jedes einzelne Bauteil nach Ist-Maßen individuell gefertigt, selbst jede Bohrung wurde auf die bestehenden Maße angepasst.

Auf der Metallunterkonstruktion wurden dann die konfektionierten Terrassendielen zusammen mit der erforderlichen Unterkonstruktion von Naturinform als 130 x 260 cm-große Elemente werksseitig vormontiert und auf der Baustelle mithilfe eines Krans eingebracht. Dort wurden nur noch die revisionierbaren Versorgungsschächte mit dem neuen Material belegt. „Glücklicherweise stellten Lieferkettenengpässe in der Baustellenabwicklung kein Problem dar“, betont Tobias Paintner. Trotz der globalen Krisen hätten sie sich auf Naturinform als Lieferant verlassen können, das bestellte Material sei sehr zuverlässig geliefert worden.

Seit 2019 klimaneutral
Bei der Diele „Die Beliebte massiv“ mit einer Höhe von 26 Millimetern und einer Breite von 139 Millimetern stehen eine fein und eine grob geriffelte Seite in den Farben Braun und Schwarzbraun, Grau, Steingrau und Anthrazit zur Auswahl. Der Werkstoff besteht wie alle Produkte des Herstellers aus einem innovativen, robusten Holzverbundwerkstoff, der im Verhältnis 70 zu 30 aus Holzfasern heimischer, PEFC-zertifizierter Hölzer und einem sortenreinen Polymer gefertigt wird.

Dafür werden Holzfasern verwendet, die als Nebenprodukt der holzverarbeitenden Industrie anfallen. Dies macht das Material besonders umwelt- und klimafreundlich. Es kann zudem zu 100 Prozent recycelt werden. Nach der Verwendung der Dielen werden diese nach einer Prüfung vom Unternehmen zurückgenommen und dem Fertigungsprozess wieder zugeführt. Seit 2019 produziert Naturinform klimaneutral, was vom TÜV NORD jährlich neu zertifiziert wird.

Bildquelle: NATUR in FORM