Schwammstadt statt Hitzepflaster

Bekannt für Heilquellen und Römerkastell, setzt Neustadt an der Donau auf Zukunft. 2024 fiel der Startschuss für ein ambitioniertes Vorhaben: Die grundlegende Sanierung der Verkehrsflächen samt unterirdischer Infrastruktur im historischen Stadtkern. Unter der Überschrift „Baumstandort der Zukunft“ ging das Projekt deutlich über reine Tiefbauarbeiten hinaus. Parallel zur Instandsetzung der Versorgungsnetze kamen in Neustadt erstmals Schwammstadt-Elemente zum Einsatz. Ziel war es, das zuvor weitgehend versiegelte Areal mit neuen, urbanen Baumquartieren klimaresilient zu ertüchtigen. „Die Schwierigkeit in der dicht bebauten Innenstadt lag darin, die technischen Anforderungen der Verkehrsinfrastruktur mit den gestalterischen Ansprüchen der Freiraumplanung und dem Platzbedarf der Stadtbäume in Einklang zu bringen“, so Thomas Dill, Landschaftsarchitekt beim beauftragten Nürnberger Planungsbüro Adlerolesch.

Mehr Platz für die blau-grüne Infrastruktur
Ziel war es, unter Verkehrsflächen ausreichend Wurzelraum zu schaffen und Regenwasser zur Versorgung der Stadtbäume zu nutzen. Das Herzstück bildet ein speziell entwickelter Straßenablauf für Schwammstadt-Konzepte, den das WaterTech-Unternehmen ACO gezielt für den klimaresilienten Umbau urbaner Räume konzipiert hat. Über einen integrierten Einlaufschacht wird das Niederschlagswasser direkt vor Ort gesammelt und durch einen Schmutzfänger sowie einen Nassschlammbereich vorgereinigt.

Mischkanalisation?
Da die bayrische Kommune über eine Mischkanalisation verfügt, wurde zwischen Straßenablauf und Baumquartier ein Revisionsschacht installiert. Dieser verhindert, dass angestautes Schmutzwasser ungehindert zurückfließt. Ein integrierter Schieber ermöglicht zudem die einfache Umstellung vom Sommer- auf den Winterbetrieb – so bleibt tausalzhaltiges Wasser in der kalten Jahreszeit von den Bäumen fern. Dank dieser Sicherheitsmechanismen gelangt ausschließlich unbedenkliches Regenwasser über Drainageleitungen in das Baumquartier. Dort sorgen ein durchwurzelbares Substrat, Belüftungsklappen und eine oberirdische Bewässerung für stabile Wachstumsbedingungen – und damit für dauerhaft gesundes Stadtgrün. Neustadt ist es gelungen mit seiner Sanierungsmaßnahme, das Mikroklima zu verbessern, die Kanalisation zu entlasten und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt spürbar zu steigern.

Bildquelle: ACO/J. Hammes, Offenblende