Prämierte Pfahlwurzel statt längst überholter Technik

Ausschlaggebend für die Entwicklung der Pfahlwurzel aus Eisen war ein Besuch der Landesgartenschau in Ostfildern bei Stuttgart vor fast 20 Jahren. Dort wurden lange Reihen von Jungbäumen gepflanzt, die leider im gesamten Öffnungszeitraum von April bis Oktober optisch von hell glänzenden Dreiböcken aus Holzpfählen in den Hintergrund gedrängt waren: Das war gestalterisch misslungen.

Dabei entstand die Anregung zu einer Alternative. Braucht es die oberirdische Sicherung eines Jungbaums, den Dreibock, überhaupt? In den Baumschulen, sogar in windiger Küstennähe, wo die größten deutschen Baumschulen angesiedelt sind, käme selbst bei extra weitem Stand keiner auf die Idee, den Baum nach jedem Verpflanzungsvorgang mittels Dreibock zu sichern. Umso eigenartiger erscheint es, wenn er sogar an deutlich windärmeren Standorten in den Städten immer noch verwendet wird, obwohl diese Technik längst nicht mehr notwendig ist.

Rundmesser
Da der Baum nicht mehr wurzelnackt ist, braucht er den Bock, der nachweislich eine gesunde Entwicklung verzögert, nicht. Denn auch in den Baumschulen ist die Technik nicht stehen geblieben. Heute werden beim Verpflanzen in der Baumschule Rundmesser eingesetzt, die einen kugelförmigen Ballen erzeugen.

Der wird bei jedem Pflanzvorgang größer. Beim Verkauf wird dann dieser Ballen mit einem Sack umhüllt und durch ein Drahtgeflecht in Form gehalten. Das sollte zuerst den Jungbaum für den Transport zum Pflanzort schützen. Anfangs war man noch der Meinung, dass man hierfür durchaus Kunststoffgewebe verwenden könnte, da der Sack ja sowieso auf der Baustelle entfernt werden würde. Bei lehmigen Ballen kann man das noch machen. Bei humosem Sandboden jedoch bekam man damit Probleme. Der Ballen zerfiel und die Wurzeln lagen frei.

Ballen muss fest sein
Die dann erforderliche neue Einbindung in den Boden behinderte den Anwachserfolg. Da die hiesigen Baumschulen je nach Standort unterschiedliche Böden aufwiesen, konnten sich die auf Übereinstimmung setzenden Regelwerksgeber später z. B. bei der FLL Empfehlungen für Baumpflanzungen 2015 keine Empfehlung zur Behandlung dieses Problems aufnehmen. Allerdings weist sie darauf hin, dass bei Unterflurverankerungen der Ballen zur Kraftübertragung herangezogen wird und der Ballen daher fest sein muss.

Das Problem mit den Kunststofftuch löste man einfach dadurch, dass man heute schnell verrottbare Ballentücher aus Jute verwendet. Der ungeschützte Draht des Ballenkorbes aus einfachem Eisen musste vorgeglüht sein, um schnell zu vergehen. Damit wurde dann die Wurzelentwicklung nach der Pflanzung nicht mehr behindert. So konnte und musste der Ballen geschlossen bleiben, um eine möglichst gute Anwachssituation zu schaffen. Nur die obere Verknotung und der obere Drahtring sollte durchschnitten werden, um das Dickenwachstum der Wurzelanläufe nicht zu behindern. Wie schnell diese Entwicklung geht, ist unten in der Abbildung S. 62 dokumentiert.

Tragfähiges System
Mit dem geschlossenen Ballen hatte man aber auch, im Gegensatz zur wurzelnackten Ware, unmittelbar nach der Pflanzung ein tragfähiges System, dass die Windkraft von der Krone über den Stamm in den Boden leiten konnte. Die Baumschule Bruns, Bad Zwischenahn, bot Unterstützung an bei der Untersuchung des Verankerungsbedarfs an Hunderten von frisch umgepflanzten Bäumen unterschiedlichen Alters und Art.

Der Vorteil auf unserer Seite war die Verfügung über eigene Dehnungs- und Neigungsgeräte (Elasto- und Inclinomethode) zur verletzungsfreien Untersuchung der Bruch- und Standsicherheit von Bäumen – inzwischen in der Baumdiagnose die anerkannte High End Methode bei eingehenden Untersuchungen zur Wahrung der Verkehrssicherungspflicht § 823 BGB.

Eine prämierte wissenschaftliche Arbeit von S. Rau an der FH Nürtingen war der Abschluss dieser Untersuchung. Jetzt kannten wir den Sicherungsbedarf frisch gepflanzter Bäume. Es stellte sich heraus, dass in freiem Feld Bäume in belaubtem Zustand Windstärke 11 ohne weitere Sicherung standhielten. Es war eigentlich klar, denn selbst die küstennahen Baumschulen mussten ihre Bäume nach dem Verpflanzungsschritt nicht extra sichern.

Am Zielpflanzort brauchte man also nur noch wenig zusätzliche Unterstützung, schon gar nicht die total überdimensionierten Holzpfähle.

Leitungsfähiges System
Wir betrachteten zudem den Schulungsvorgang. Er erfolgt mit einem unterschneidenden Rundstechmesser. Da die Messer kugelförmig stechen, der Baum aber horizontal radial die neuen Wurzeln treibt, entsteht im Ballen mit jedem Pflanzvorgang ein größerer Bereich wurzelfreier Erde im untersten Polbereich. Zudem besitzen die Ballenkörbe an dieser Stelle einen Drahtring, der den Ballenkorb zusammenhält. Darüber hinaus war man inzwischen darauf gekommen, verrottbare Ballierungssäcke zu verwenden. Man konnte also den Ballen geschlossen lassen und als leistungsfähiges System zur Übertragung der Windlasten betrachten.

Die bis dahin bekannten klassischen Unterflurverankerungen pressten mit Kunststoffgurten oder Stahlseilen den geschlossenen Ballen nach unten. Da z. T. eine bleibende Spannvorrichtung verwendet wurde, drohte selbige aus der Pflanzgrube zu ragen. Um dieses stabile Zahnrad aus Eisen zu verbergen, wurde dann häufig der Baum entgegen allen Empfehlungen für eine gesunde Baumentwicklung zu tief gepflanzt, um der FLL Richtlinie nachzukommen, die Verkehrssicherheit nicht zu beeinträchtigen.

Vergängliches Eisen
Es geht aber auch anders – Verriegelung statt Verankerung: Da der Ballen aufgrund seiner Herstellung mittels unterschneidenden Messern immer eine kugelrunde Form hat, brauchte man nur noch die Drehwilligkeit dieses Kugelballens im Gelenk (Erde) zu unterbinden.

Die logische Entwicklung als Zapfen war die Pfahlwurzel aus vergänglichem Eisen. Als Doppelspieß wird die kürzere Seite im Ballen in die wurzelfreie Zone eingeschlagen und hakt im unteren Ballenring ein.

Eine Stoppscheibe verhindert ein weiteres Eindringen in den Ballen. Ist der Ballen noch händisch anhebbar, sondiert man in der Mitte des Pflanzloches ein Loch und senkt den Ballen ab. Verfügt man bei einem schwereren Ballen nicht über ein Hebegerät, schrägt man das Pflanzloch auf einer Seite ab, rollt den Ballen hinein, formt mit dem Wiedehopf ein Langloch, schlägt mit einem Fäustel den Doppelspieß in den Ballen und hebelt den Jungbaum mit dem Spieß hoch, dass dieser im Langloch verschwindet. Dann das Pflanzloch zuschütten und wässern.

Gute Bewässerung
Damit war der Pflanzvorgang in wenigen Minuten abgeschlossen. Wieviel die Installation eines Dreibocks an Arbeitszeit benötigt, wissen die Fachleute selbst am besten. Auch eine Nachsorge, wie bei anderen Systemen, war nicht mehr notwendig. Als einziges blieb die gute Wässerung. Gemäß den unterschiedlichen Pflanzgrößen entstanden 5 lasergefertigte unterschiedlich große Doppelspieße: A30, A40, A50, A60 uns A65. (In der Serie arbofix 2.0 wurden die Spitzen der kleineren Ausführungen modifiziert und optimiert.) Hierauf wurde ein internationales Patent erteilt. Die arbofix genannte Pfahlwurzel aus Eisen errang dann auf der GaLaBau Nürnberg 2006 gleich eine der begehrten 6 Innovationsmedaillen.

International bewährt
Beispiel für die Entwicklungsdynamik der Pflanzung mit arbofix: Die Ausgrabung eines Ahorn nach 3 Monaten Pflanzzeit eines geschlossenen Ballens mit arbofix und einem guten Substart hat ergeben, dass sich das Wurzelvolumen von Mai bis August, also in 3 Monaten, vervierfacht hat. Statisch und physiologisch war der Baum schon da autark. Das ist deutlich früher als die nicht nachvollziehbare FLL Bewässerungsempfehlung von 5 Jahren, die von einer so langen Abhängigkeit des Baumes ausgeht. Das erspart erheblich Zeit und Kosten. Der Baum benötigte danach überhaupt keine Pflanzsicherung mehr. Darüber hinaus vergeht das pflanzenverträgliche und auch für die Pflanzengesundheit benötigte Eisen im Lauf der Jahre.

Da die Anfangsbewässerung wesentlicher Bestandteil des Anwachserfolges ist, bietet arboa auch den international bewährten, wiederverwendbaren arboGreenwell™ aus recyceltem PP an, der leicht von einem Fahrzeug selbst mit Brausenkopf vom Führerstand her bewässert werden kann. Ein einziges „Manko“ hat hierbei unser arbofix: man sieht ihn nicht. Der Mensch neigt zum Nachmachen dessen, was er sieht. Deshalb halten sich überholte und unter Umständen sogar schädliche Techniken leider zu lange. Inzwischen sind weit mehr als 100.000 Bäume in hunderten von Städten und Gemeinden in Europa mit dem arbofix gesichert worden, erfolgreich angewachsen und eine erhebliche Menge an Arbeitsstunden eingespart werden.

Bildquelle: arboa