Karlsruher Vorzeigedach

Das erste Biodiversitäts-Gründach von Karlsruhe ist eine wahre Augenweide an Artenreichtum und ein Juwel der besonderen Art. Das 235 m² große Clubhausdach des Karlsruher Eislauf- und Tennisvereins e. V. (KETV) war vormals ein frei bewittertes Bitumendach, das nach 50 Jahren zur Sanierung anstand und eine großartige Verwandlung vollzogen hat – nicht nur hin zum Grün, sondern zu einer außerordentlich hohen Artenvielfalt und damit besonders hohem ökologischen Nutzen. Die vorhandenen Solarthermie-Module blieben dabei erhalten, da sich Solar und Grün wunderbar ergänzen.

Das Altdach war nach statischer Prüfung sehr gut für das geplante Biodiversitäts-Gründach geeignet. Es konnte als Grundlage für den neuen Aufbau dienen und musste nicht einmal abgeräumt werden. Nach dem Entfernen der Solarthermie-Module erhielt es zunächst eine Zusatzdämmung sowie eine wurzelfeste Kunststoffabdichtung.

Sichere Dränage
Auf dieser Basis startete der ZinCo-Systemaufbau mit der Schutz- und Speichermatte SSM 45 und dem Drän- und Wasserspeicherelement Floradrain FD 25. Dieses speichert Regenwasser in seinen oberseitigen Mulden und führt Überschusswasser auf der Unterseite sicher den Dachabläufen zu. Zur Abdeckung der Dränschicht folgte das Systemfilter SF, so dass keine Feinteile aus der darüber liegenden Substratschicht eindringen können.

Futterpflanzen für Insekten und Vögel
Der Gestaltungsplan sah unterschiedliche Pflanzbereiche mit Substrathöhen von 10 bis 30 cm vor. Gerade diese Anhügelungen, in denen die Systemerde „Lavendelheide“ mit höherem humosem Anteil aufgebracht wurde, lassen mehr Pflanzenvielfalt auf dem Dach zu. Bei der Auswahl der Pflanzen für ein Biodiversitätsdach orientiert man sich grundsätzlich auf ihre Bedeutung als Futterpflanze für Insekten und Vögel.

So wachsen hier zum Beispiel Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Zartes Federgras (Stipa tenuissima), Goldhaar-Aster (Aster linosyris) und Kaukasus-Storchschnabel (Geranium renardii).

Außerhalb der Anhügelungen kam die eher mineralische Systemerde „Steinrosenflur“ in einer Schütthöhe von 10 cm zum Einsatz. Hier säte man die spezielle ZinCo-Samenmischung „Bienenweide“ aus. Darin sind über 35 besonders nektarreiche und zeitversetzt blühende Pflanzenarten enthalten. Ihre Blütezeit beginnt bereits im März mit Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana) und Gewöhnlicher Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und reicht dank Bergaster (Aster amellus) bis in den späten Herbst.

Für die gewählte Bepflanzung ist abgesehen von der Anwachsphase der natürliche Niederschlag ausreichend und keine Zusatzbewässerung nötig.

Eine breite Palette an Biodiversitäts-Modulen ergänzt die eigentliche Bepflanzung, damit Insekten, Schmetterlinge und Vögel nicht nur Futter auf dem Dach finden, sondern auch artgerechte Nistplätze und Rückzugsbereiche. Dazu dienen vegetationsfreie Flächen wie Sandlinsen, Grobkiesbeete, Steinanhäufungen und Totholz. Zum Biodiversitätsdach gehört zudem eine kleine Wasserfläche, die als Vogel- und Insektentränke dient. Zu guter Letzt sind zwei tolle Insektenhotels installiert.

Bausubstanz geschützt
Idealerweise ließen sich in den ZinCo-Systemaufbau bautechnisch gleich die Absturzsicherung und die vormalige Solarthermie-Anlage integrieren. Für die Absturzsicherung wurden fünf Fallnet-SR-Einrichtungen mit festem Einzelanschlagpunkt auf dem Dach verteilt. Diese Rasterelemente aus Kunststoff sind auf der Dränschicht positioniert und werden von der Substratauflast lagesicher gehalten. Sichtbar davon sind heute nur noch ihre Anschlagpunkte aus Edelstahl, an denen sich der Dachgärtner mit der persönlichen Schutzausrüstung sichern kann.

Ebenfalls nach dem Auflastprinzip sind die Aufständerungen für die Solaranlage verankert. Für die Fläche von 14 m² kamen sieben Solarbasis-Platten SB 200 in den Systemaufbau mit jeweils einem Solargrundrahmen zur Befestigung der Module. Diese auflastgehaltene Bauweise erübrigt Dachdurchdringungen und vermeidet damit etwaige Schwachstellen in der Dachabdichtung. So ist ein Gründach entstanden, das die Bausubstanz schützt, die Lebensdauer des Daches um ein Vielfaches verlängert und einer immensen Vielfalt an Flora und Fauna wieder neuen Lebensraum schenkt.  

Bildquelle: Hohenschläger / Zinco