Befahrbare Verkehrsflächen mit Dach-Wasserspeichern

Die Flächenknappheit an Parkplätzen in den dicht besiedelten Städten steigt und zudem sind Städteplaner angehalten, weniger Flächen zu versiegeln und mehr Wasser auf dem Grundstück zurückzuhalten. Bei begeh- und befahrbaren Dächern galt bisher der Grundsatz, dass die Decken Gefälle haben sollten, um stehendes Wasser, das Hochfrieren der Tragschichten und damit das Heben der Plattenbeläge zu verhindern. Wie lassen sich nun diese drei Vorgaben (Umgang mit stehendem Wasser, innerstädtisch Parkplätze schaffen und dennoch Wasser zurückhalten) miteinander vereinbaren?

Systemlösung „Retentionsdach“ Typ „Drossel“ für Verkehrsdächer

Mit der Optigrün-Systemlösung „Retentionsdach“ Typ „Drossel“ in den beiden Varianten „Grün“ und „Verkehr“ gibt es zur oben genannten Problematik innovative Lösungsansätze. Das Grundprinzip des Retentionsdach Typ „Drossel“ sieht wie folgt aus: Auf dem Dach wird ein Wasserspeicher (Stauraum) geschaffen, über dem entweder eine Dachbegrünung (extensiv bzw. intensiv) oder eine Verkehrsfläche (begeh- bzw. befahrbar) eingebaut wird.

Basis für die Systemlösung ist die Wasserretentionsbox WRB 75 (für begrünte Aufbauten) bzw. WRB 85 (mit Lastverteilungsplatte für Verkehrsflächen). Die WRB aus druckstabilen und verrottungsbeständigen Kunststoff in der Bauhöhe von 75 Millimeter schafft in Verbindung mit einer Anstaudrossel ein mögliches Wasseranstauvolumen von bis zu 62 Liter/Quadratmeter. Über die Wasserretentionsbox wird das stabile Filtervlies Typ 300 (GRK 5) verlegt und darüber folgt entweder der Dachbegrünungsaufbau mit Extensiv-, Intensiv- oder Rasensubstrat oder der Verkehrsflächenaufbau mit 10-20 Zentimeter Tragschicht, 3-5 Zentimeter Bettungsschicht und Belag. Die WRB und das ganze System ist so konzipiert, dass das angestaute Überschusswasser aus dem darüber liegenden Schichten rausgehalten wird und bei unbegrünten Verkehrsaufbauten kein Kapillarwasser nach oben in die Tragschichten gelangt.

Der Aufbau für Verkehrsflächen auf dem Dach sieht ab Oberkante geeignete Dachkonstruktion und Dachabdichtung wie folgt aus:

  • 0,2 mm PE-Folie
  • Optigrün-Schutz- und Gleitlage Typ SGL 500
  • Optigrün-Wasserretentionsbox WRB 85
  • Optigrün-Filtervlies Typ 300
  • 10-20 cm Tragschicht
  • 3-5 cm Bettungsmaterial
  • Deckschicht/Plattenbelag

Beim Retentionsdach Typ „Drossel Grün“ wird die Wasserretentionsbox mit Kapillarsäule bestückt, um hier eine kapillare Wasserförderung in das Dachbegrünungssubstrat bewusst zu fördern, um das rückgestaute Wasser zur Bewässerung und Verdunstung zu nutzen.

Idealerweise und am effektivsten findet die Bauweise ihre Anwendung auf einem 0-Grad-Dach, da dabei am meisten Wasser gleichmäßig über die ganze Dachfläche angestaut und gespeichert werden kann. Entscheidender Baustein des Systems, bei begrünter und unbegrünter Variante, ist die Drossel am Dachablauf, deren Eigenschaften (Anstauhöhe, Anzahl und Größe der Ablauföffnungen) mit einem EDV-Simulations- und Rechenprogramm (RWS-Simulationsprogramm) exakt berechnet und eingestellt wird. Dabei spielen neben Dachgröße und Abflussbeiwert des Schichtaufbaus vor allem die regionalen Niederschläge und das gewünschte Abfluss-Ergebnis die entscheidenden Rollen. Mit dem Retentionsdach Typ „Drossel“ lässt sich die maximale Abflussspende einstellen und bis auf 1-10 l/s x ha „runterdrosseln“ und je nach Anforderung das Anstauvolumen des überschüssigen Niederschlagwassers und dessen Verweildauer steuern.

Rechenbeispiel eines 1.000 Quadratmeter Parkdecks in Stadtmitte Stuttgart

An einem fiktiven Beispiel wird nun die Leistungsfähigkeit des Retentionsdach Typ „Drossel Verkehr“ bei einem unbegrünten, befahrbaren Parkplatz mit Betonsteinpflaster auf einem 1.000 Quadratmeter großen Dach in Stuttgart dargestellt. Da keine freien Kapazitäten mehr im Mischwasserkanal vorhanden sind, sieht die angenommene Vorgabe des Stadtentwässerungsplaners vor, dass der maximal zulässige Drosselabfluss 15 l/s x ha beträgt. Auf die 1.000 Quadratmeter Dachfläche bezogen, dürfen höchstens 1,5 l/s abfließen – eine Forderung, die ohne Rückhalte- und Drosselmaßnahmen nicht umzusetzen wäre. Die Objektdaten werden in das RWS-Simulationsprogramm eingegeben, zudem die Niederschlagsbelastung für Stuttgart nach KOSTRA in einem Wiederkehrintervall von T = 100 Jahre. Als mittlerer Abflussbeiwert Cm nach E DIN 1986-100 wird Cm = 0,7 angenommen.

Die Berechnung mit dem RWS-Simulationsprogramm ergibt, dass sich die Vorgaben der maximalen Abflussspitze von 1,5 l/s auch bei einem befahrbaren Aufbau mit der Optigrün-Systemlösung „Retentionsdach“ Typ Drossel umsetzen lassen, wenn folgende Parameter eingestellt werden: Die Anstauhöhe beträgt dabei 42 Millimeter, die Anzahl der Drosselöffnungen beläuft sich auf 12 Stück und nach etwa 7,5 Stunden wird ein Vollanstau wieder entleert. am