Faunaschonende Mahd: Wirksamkeit von Scheuchen bestätigt
In der Diskussion um das Artensterben steht die Bewirtschaftung von Grünflächen, insbesondere die Mahd, oft im Fokus. Technische Lösungen zur Reduktion von Schädigungen an Insekten und Kleinstlebewesen gewinnen dabei an Bedeutung. Eine Untersuchung der Fakultät Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim hat nun die Wirksamkeit von Scheuch-Vorrichtungen bei der Mahd überprüft – mit eindeutig positivem Ergebnis.
Ziel der im Rahmen einer Bachelorarbeit durchgeführten Versuche war es, Scheuch-Vorrichtungen an einem handgeführten Hochgrasmäher unter realitätsnahen Bedingungen zu evaluieren. Obwohl es auf dem Markt zahlreiche solcher Vorrichtungen gibt, fehlte bisher eine wissenschaftlich fundierte Bestätigung ihrer Wirksamkeit, insbesondere im Hinblick auf den Schutz von Insekten. Neben der Untersuchung der Scheuch-Vorrichtung wurden auch weitere Faktoren wie die Anzahl der Messerbalken analysiert.
Für die Versuche kam eine Scheuch-Vorrichtung von AS-Motor zum Einsatz, die entwickelt wurde, um flugfähige Insekten vor dem Mähwerk zu warnen. Der elastische Kunststoffstab lässt sich flexibel in Höhe, Abstand und Widerstand einstellen. Die Vorrichtung wurde an einem Allmäher AS 63 2T ES montiert und kann auch an anderen Geräten von AS-Motor angebracht werden.
Die Wirksamkeit wurde durch ein Fangkastenverfahren getestet, bei dem Fluginsekten direkt in ihrer natürlichen Fluchtbahn abgefangen wurden. Für eine hohe Insektenzahl wurde eine blütenreiche Wiese mit einem hohen Kräuteranteil von 80 Prozent ausgewählt. Die Mahd erfolgte bei wenig Bewölkung am Nachmittag. Das Ergebnis war eindeutig: Mit Scheuch-Vorrichtung wurden im Durchschnitt 7,3 Fluginsekten pro Überfahrt gefangen, ohne Vorrichtung nur 2,5. Dies entspricht einer nahezu dreifachen Steigerung der Fluginsektenanzahl. Diese Ergebnisse wurden in mehreren Wiederholungen bestätigt.
Die Studie zeigte auch, dass die Positionierung der Scheuch-Vorrichtung entscheidend für ihre Wirksamkeit ist. Nur wenn die Vorrichtung den Bestand ausreichend vor dem Mähwerk stimuliert, können Insekten rechtzeitig flüchten. Konstruktionselemente wie der vordere Holm oder das Schutztuch eines Mähers sind in dieser Hinsicht weniger effektiv, da der Abstand zum Mähwerk zu gering ist.
Ein weiterer Versuch beleuchtete den Einfluss der Messeranzahl auf die Fauna. In einem Hochgrasmäher mit einem Kreuzmesser, das zwei Messerbalken enthält, wurden faunistische Attrappen im Bestand platziert, um die Auswirkungen auf die Fauna zu untersuchen. Bei Verwendung eines Einzelmessers (ein Balken entfernt) blieb im Durchschnitt 47 Prozent der Attrappen unbeschädigt, mit dem Kreuzmesser lediglich 39 Prozent. Die Überlebensrate war mit dem Einzelmesser also deutlich höher.
Begleitende Labortests zur Messung der vertikalen Luftgeschwindigkeit und des Sogs unter dem Mähdeck erklärten den Unterschied. Das Kreuzmesser erzeugte eine Luftgeschwindigkeit von bis zu 6 m/s, das Einzelmesser nur 5 m/s. Der reduzierte Sog des Einzelmessers verringert die Wahrscheinlichkeit, dass Insekten und Kleinstlebewesen in die Messerzone gesogen werden.
Die Messeranzahl beeinflusst also nicht nur die mechanische Kontaktwahrscheinlichkeit, sondern auch die luftdynamischen Kräfte im Schneidraum. Durch die Verwendung eines Einzelmessers kann der Schaden an der Fauna weiter reduziert werden – insbesondere bei Schnittgut, dass nicht geborgen, sondern gemulcht wird.
Die Ergebnisse dieser Versuche machen deutlich, dass Mahd ein notwendiger Eingriff ist, um wertvolle Grünflächen vor Verbuschung oder Verwaldung zu schützen. Gleichzeitig stellt jeder Schnitt eine potenzielle Gefahr für Insekten und Kleinstlebewesen dar. Die Mahd, vor allem das Mulchen, erfordert daher ein ständiges Abwägen zwischen dem Pflegeziel und dem Faunaschutz. Es ist entscheidend, technische Lösungen wie Scheuch-Vorrichtungen und reduzierte Messeranzahl konsequent zu nutzen, um den Eingriff so faunaschonend wie möglich zu gestalten.
Scheuch-Vorrichtungen und eine reduzierte Messeranzahl bieten einfache und wirksame Mittel, um die Mahd faunaschonender zu gestalten. Diese Lösungen können eine sinnvolle Ergänzung zu einem durchdachten Pflegemanagement sein, das sowohl den Schutz von Artenvielfalt als auch die Notwendigkeit der Flächenpflege berücksichtigt. Wer Verantwortung für den Erhalt artenreicher Lebensräume übernimmt, sollte solche Maßnahmen als festen Bestandteil in die Grünflächenbewirtschaftung integrieren.

