Die vielfältigen Vorteile eines Gründachs

Begrünte Satteldächer sind leider immer noch die Ausnahme, doch auch hier gelten die vielfältigen Vorteile eines Gründachs, wie zum Beispiel Schutz der Abdichtung, Regenwasserspeicherung und Verbesserung des Kleinklimas. Das Satteldach eines Holzhauses in Oberschwaben mit 20° sowie 30° Dachneigung wurde daher mit zwei unterschiedlichen Gründachsystemen von ZinCo begrünt – mit passgenauen Maßnahmen zur Schubabtragung und zum Erosionsschutz.

Die fachgerechte und wurzelfeste Abdichtung des Schrägdachs erfolgte durch einen Dachdeckerbetrieb. In den Rahmen dieser Arbeiten fiel auch der Einbau und die Eindichtung der notwendigen Grundplatten für die Schubhalter Schubfix LF 600 zur Schubabtragung auf dem Schrägdach. Dieses Los-Festflansch-System kam mit einem Abstand von 60 Zentimeter auf jedem der Dachsparren an der Traufe zum Einsatz und vervollständigt zusammen mit der bauseits seitlich vorhandenen Attika den notwendigen konstruktiven Rahmen für die Begrünung. Die Schubkraft der Dachseite mit 20° Dachneigung beträgt an der Traufe nach sechs Metern Länge ca. 560 kg/m. Bei 30° Dachneigung und einer Dachlänge von vier Metern liegt sie bei 550 kg/m. Diese Lasten können die Schubhalter ohne zusätzliche Schubschwellen in der Fläche abtragen.

Zuverlässig verzahnen
Auf der flacheren Dachhälfte mit 20° Neigung kam der Systemaufbau „Begrüntes Schrägdach“ mit Floraset FS 75 zum Einsatz. Dieser startete mit der Bewässerungs- und Schutzmatte BSM 64, worauf die Dränelemente mit der Noppenseite nach oben folgten, um das Substrat zuverlässig zu verzahnen. Substratauswahl (Systemerde „Lavendelheide-Leicht“) und Substrathöhe (im Mittel rund 11 Zentimeter) bieten den eingesetzten Vegetationsmatten „Sedumteppich“ über Jahrzehnte eine ideale Wachstumsgrundlage.

Für die steilere Dachseite mit 30° Neigung kam der Systemaufbau „Begrüntes Steildach“ mit Georaster zum Einsatz. Zur Schubabtragung verfügen die Georaster-Elemente über verstärkte Mittelstege und werden an den Stößen miteinander verklippt. Wie Bienenwaben angeordnet bietet dieses System eine hohe Stabilität und viel durchwurzelbaren Raum. Unter dem Georaster liegt die Wasserspeichermatte WSM 150. „So war es möglich, diese steilere Dachhälfte ebenfalls ohne eine einzige Schubschwelle zu begrünen“, erklärt Sophie Lößner, B.Eng. (FH) Landschaftsarchitektur von der ZinCo Anwendungstechnik.

Besseres Kleinklima
„Mit diesen Begrünungssystemen ist es sogar möglich, in die Jahre gekommene klassische Satteldächer zu restaurieren und für ein besseres Kleinklima in den Städten zu sorgen“, so Lößner weiter. „Natürlich gilt es hier vorab die Statik zu prüfen, einen entsprechenden Unterbau mit Aufkantung aufzubringen und die Schneelast nicht außer Acht zu lassen.“

Bei Schräg- und Steildächern empfiehlt Lößner grundsätzlich eine Bewässerung von Hand, mittels Regner oder im Idealfall über ein automatisches Bewässerungssystem mit Tropfschläuchen, da die Möglichkeiten zur Wasserspeicherung bei diesen Begrünungssystemen – anders als bei Flachdächern – eingeschränkter sind. Beide eingesetzten Systemaufbauten dieses Objekts können bei Bedarf mit einer automatischen Bewässerung ausgestattet werden, was für ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild selbst in extremen Trockenzeiten sorgt.

Individuelle Lösung
Die eingebauten Schubhalter am unteren Ende der Begrünung halten das sogenannte Traufprofil TRP 140. Dieses gibt das Überschusswasser durch seine Schlitzlochung an die Dachrinne ab, die das Wasser direkt einer Zisterne zuführt. Wer diese sehr technisch anmutende Optik der Schubhalter kaschieren möchte, greift zu einem Abdeckblech, das ZinCo in Edelstahl oder Aluminium anbietet und das lediglich in das Winkelprofil eingehängt wird. Die Bauherrin hat sich für dieses Dach für eine individuelle Lösung aus pulverbeschichtetem anthrazitfarbenem Blech aufgrund der Fassadenoptik entschieden. Zwei bis vier Kontrollgänge pro Jahr werden für Schrägdachbegrünungen empfohlen. „Bei Extensivbegrünungen, die nur aus Sedum-Arten bestehen, wie auf diesem Dach, ist es einfach, den Fremdbewuchs aus Beikräutern oder Baumsamen zu erkennen und zu entfernen“, erläutert Lößner. In der Entwicklungspflege ist eine Bodendeckung von 90 Prozent zu erreichen, was sich über zwei Jahre erstrecken kann. Bei der Verwendung von Vegetationsmatten stellt dies kein Problem dar.

Das begrünte Holzhaus liegt direkt an der Dorfstraße und führte schon zu einigen spontanen Anfragen von begeisterten Durchreisenden. Der naturnah gestaltete Garten mit Stauden, Teich sowie kaum versiegelten Terrassenflächen spiegelt das ganzheitliche Grünkonzept und ist ein wunderschönes Beispiel gelebter Klimaresilienz, und zwar von Kopf bis Fuß, beziehungsweise vom Dach bis zum Boden.

Autor: Dipl.-Ing. agr. Petra Reidel

Bildquelle: ZinCo / Petra Reidel