Aushängeschild für eine nachhaltige Großstadt

Öffentliche Plätze stehen in Deutschland derzeit besonders im Fokus. Nicht nur, weil sie als Zufluchtsort in unserer Freizeit immer beliebter werden, sondern auch, weil sie als Aushängeschild für eine nachhaltige Großstadt dienen. Ein gutes Beispiel für eine Stadt, die in Sachen Nachhaltigkeit als Vorreiterin unterwegs ist, ist Kiel. Für ihre nachhaltige Stadtentwicklung hat die Großstadt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021 zugesprochen bekommen. Ein wichtiges Projekt für die Landeshauptstadt: Der kleine Kiel-Kanal – zukünftig „Holstenfleet“.

Landschaftsarchitekt Dirk Christiansen hat das Projekt von Anfang an begleitet. Er bewarb sich mit seinem Berliner Landschaftsarchitekturbüro bgmr bei der Ausschreibung, die schließlich zum heutigen Erscheinungsbild der Kieler Innenstadt geführt hat. Dort, wo heute der kleine Kiel-Kanal die Menschen zum Flanieren und Entspannen einlädt, war früher einmal die Holstenbrücke.

Besonders gut umzusetzen
Die Stadt Kiel forderte eine moderne, einladende, nachhaltige und zukunftsweisende Umsetzung. In das Projekt wurden die Kieler Bürger von Anfang an intensiv eingebunden, um die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer besonders gut umsetzen zu können. Die aus zwei Becken bestehende Wasserfläche verbindet zumindest optisch den Bootshafen und den Kleinen Kiel. Das Fleet ist 170 Meter lang und 9,5 Meter breit.

Wo früher eine sechsspurig befahrene Verkehrsstraße lautstark durch die Innenstadt tobte, fährt heute lediglich noch der öffentliche Busverkehr entlang. Und auch die Baumauswahl erfolgte ganz bewusst. In die Bauminseln am Südbecken wurden Spitzahorne gepflanzt und an den westlichen Seiten der Wasserbecken Silberlinden. Da diese weitestgehend resistent gegen Blattläuse sind, ist weniger klebriger Honigtau zu befürchten als bei anderen Bäumen.

Kieler absolut glücklich
So können die darunterliegenden Plätze länger sauber gehalten werden. Für die östlichen Becken hat man sich für Sumpfeichen entschieden, die
genau wie die anderen ausgewählten Bäume das besondere Großstadtklima sehr gut vertragen. Die Kieler sind absolut glücklich mit dem Ergebnis des kleinen Kiel-Kanals. Nicht nur in Bezug auf den Ruheaspekt, sondern selbstverständlich auch in Sachen Umweltfreundlichkeit und den verminderten Abgasen in der Innenstadt.

Im August 2020 wurde der kleine Kiel Kanal nach acht Jahren Planungs- und Bauzeit endlich eröffnet. Zu den nachhaltigen Aspekten, die bei diesem Projekt verfolgt wurden, zählt auch der großflächige Einsatz von Kebony Holz. Kebony wurde für die holzgedeckten Terrassen, die Kanalinseln und für viele Sitzgelegenheiten auf Kiels neuem Anziehungspunkt verwendet.

Ohne Schadstoffe
Bei Kebony handelt es sich um nachhaltiges Holz, das mithilfe eines patentierten Verfahrens in Bioalkohol getränkt und somit die Widerstandsfähigkeit und die Dimensionsstabilität des Holzes erhöht wird. Das Besondere: Auf Schadstoffe wird gänzlich verzichtet. Erreicht wird eine permanente Veränderung der Zellstruktur des Holzes, wodurch eine für Holz außergewöhnlich lange Haltbarkeit erzielt wird. Es erreicht die technischen Qualitäten von Teakholz und erhält dabei eine dunkelbraune Farbe, die sich bei direkter Bewitterung im Laufe der Zeit zu einer silbergrauen Patina entwickelt.

„Geld ist bei der kommunalen Umsetzung in der Regel kein Thema“, weiß Dirk Christiansen „Wichtig ist, dass nicht ständig jemand abgestellt werden muss, um Bänke und Oberflächen zu reinigen und zu warten.“ Das ist bei Kebony nicht nötig. Eine gelegentliche Reinigung mit Seifenlauge und Schrubber reicht vollkommen, um das Holz sauber und schön zu halten. Ein Nachölen oder Streichen wie bei vielen anderen Hölzern entfällt dabei vollständig.

Hochwertige Holzobjekte
Anfangs hatte sich die Stadt Kiel vor dem Hintergrund einer Gegenüberstellung von Unterhaltungskosten vor zehn Jahren zunächst dazu entschlossen, die Verwendung von Holz weitgehend zugunsten von Kunststoffprodukten einzuschränken. Nach längerer Diskussion hat sich die Stadt dann eine Probefläche legen lassen. Da Kebony mit seinen positiven Eigenschaften, den technischen Parametern und der langen Haltbarkeit absolut überzeugte, entschied man sich nach Ablauf der zweijährigen Beobachtungszeit für den Einsatz von Kebony. Holz hat auf Menschen eine natürliche Anziehungskraft wie ein Magnet. Gerade in Zeiten, in denen die meisten Treffen ins Freie verlegt werden, steigt die Dankbarkeit, dieses bekannte und geliebte Empfinden durch schöne und hochwertige Holzobjekte auch auf öffentlichen Plätzen genießen zu dürfen.

Gefühl vonNatürlichkeit
Es gibt vermutlich kaum eine Wohnung, die nicht mindestens ein Einrichtungsobjekt besitzt, das aus Holz besteht oder wenigstens in Holzoptik erschaffen wurde. Sehen wir Holz in der Öffentlichkeit, werden wir davon magisch angezogen. Ein Gefühl von Natürlichkeit und Heimat steigt in uns auf, wir fühlen uns wohl und fast wie zu Hause. Von diesem Empfinden profitieren die Kieler mit dem kleinen Kiel Kanal nun ganz besonders.

Felix Schmuck, Leiter der Stadtplanung, ist ebenfalls zufrieden mit dem Ergebnis. Wie gut der neue Raum von den Kieler Bürgern und Besuchern angenommen wurde, wäre bereits jetzt deutlich zu sehen, und auch die Kaufleute seien äußerst zufrieden mit der erzielten innerstädtischen Belebung durch den kleinen Kiel-Kanal.

Drei Ziele erreicht
Des Weiteren habe die Neugestaltung der Innenstadt eine Vielzahl privater Investitionen ausgelöst, die wiederum die Stadt Kiel wirtschaftlich stärken. Erste Umfragen fielen ebenfalls rundherum positiv aus. Damit wären die drei obersten Ziele, die Innenstadt attraktiver zu machen, die Kaufkraft zu beleben und die Investitionen zu stärken, erreicht.

Es ist eine gute Mischung
aus bepflanzten Bodenfiltern, mechanischen Filtern und technischen Anlagen, die dafür sorgen, dass das Wasser in den Becken des kleinen Kiel-Kanals in einem Kreislauf umgewälzt und dabei ständig gereinigt wird. Die Wasseraufbereitung funktioniert dann so: Das Oberflächenwasser fließt in einen Sedimentationsschacht, wo sich Sand und Grobstoffe absetzen. Von hier gelangt es über Pumpen zu bepflanzten Bodenfiltern am westlichen Rand der Becken und sickert dort zurück in die Becken.

Großer Wurzelstock
Für die Bodenfilter wurden Kolbenblütiger Kalmus und gewöhnlicher Schilf ausgewählt, da diese Pflanzen einen besonders großer Wurzelstock bilden. An diesen Wurzeln und in den Zwischenräumen der Filtersande bilden sich Bakterien, die neben der mechanischen Reinigung die eigentliche Reinigungsleistung erbringen. Im Zusammenspiel von Pflanzen, Boden und den darin lebenden Mikroorganismen werden in den Bodenfiltern sowohl organische als auch anorganisch gelöste Stoffe abgebaut und aus dem Wasser herausgelöst.

Bildquelle: bgmr Architekten