Windlasten korrekt beachten

Gerade in Großstädten ist sie besonders begehrt – die Dachterrasse. Neben der exponierten und ruhigen Lage hoch über der Stadt besticht sie mit besonders viel Platz. So sind 30 Quadratmeter Fläche und mehr bei einer Dachterrasse nichts Ungewöhnliches – viel Raum für schöne Gestaltung durch den Fachmann.

Sind für den Kunden das Aussehen und die Nutzbarkeit das wichtigste Kriterium, so kommen auf den verarbeitenden Betrieb besondere Herausforderungen zu. Denn eine Dachterrasse bietet enorm viel Angriffsfläche für Windsog. Nach den „Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen – Flachdachrichtlinien“ müssen die erforderlichen Maßnahmen zur Sicherung der Beläge und der dazugehörigen Schichten gegen Abheben durch Windkräfte durch den Planer angegeben werden.

Lange Lebensdauer
Dabei sind die Vorgaben der DIN 1055-4 „Einwirkungen auf Tragwerke – Windlasten“ zu beachten. Diese verschärften Anforderungen sind der Zunahme von Orkanen und Wirbelstürmen geschuldet, welchen gerade das Dach ausgesetzt ist. So spielt die Lagesicherung von Abdichtungen bzw. des kompletten Dachaufbaus eine wichtige Rolle, wenn es um die möglichst lange Lebensdauer von Flachdachabdichtungen geht.
Ist die Pflicht erfüllt, kommt die Kür: der richtige Belag. Soll es eine Dachterrasse aus Holz werden, ist hier vor allem die Langlebigkeit entscheidend. Ideal geeignet ist Kebony Holz. Das mit Bioalkohol modifizierte Holz aus Norwegen hat 30 Jahre Garantie und muss nicht nachbehandelt werden.

Private Dachterrassen, öffentliche Projekte
Neben privaten Dachterrassen werden immer wieder auch öffentliche Projekte mit Kebony realisiert. Eine Holzterrasse, die dem regnerischen Hamburger Klima standhält und zudem noch auf 100 Meter Höhe dem Wind trotzt, ist baulich eine besondere Herausforderung. Die auf den Mundsburg-Türmen ansässige Hamburger Schulbehörde wünschte sich aber eine Dachterrasse, um den Mitarbeitern frische Luft zu ermöglichen – ohne den Weg runter aus der 17. Etage. „Die Auswahl an Hölzern ist für diesen Zweck nicht allzu groß, denn die Haltbarkeit muss dann auch dem Bauaufwand entsprechen“, erklärt Architekt Sven Gabelenz. Die Wahl fiel auf Kebony Holz – ein besonders haltbares, FSC-zertifiziertes Holz mit 30 Jahren Garantie. Gabelenz: „Für die geplante Dachterrasse musste neben der Langlebigkeit der Terrassendielen auch ein spezieller Aufbau erstellt werden, weil die Windlast in 100 Meter Höhe entsprechend ist.“ Die Windlast ergibt sich aus der Druckverteilung um ein Bauwerk, welches einer Windströmung ausgesetzt ist. So entsteht bei einem Bauwerk an den frontal angeströmten Flächen durch die Strömungsverlangsamung ein Überdruck (Winddruck). Im Bereich der Dach- und Seitenflächen löst sich die Luftströmung an den Gebäudekanten ab und bewirkt dort einen Unterdruck (Sog). Durch den Nachlaufwirbel wird an der Gebäuderückseite ebenfalls ein Unterdruck erzeugt.

Nicht ohne Statik und Brandschutz
Bei diesem Objekt hatte der Statiker Einwände hinsichtlich der Windlast und der Eigenlast der Holzterrasse vorgebracht. Da es sich um ein älteres Gebäude handelt, musste mit der vorhandenen Deckenkonstruktion gerechnet werden. Diese Konstruktion hätte aber keine Auflast mehr zu der Holzkonstruktion vertragen, und zusätzliche Gehwegplatten für die Sicherung gegen den Windsog konnten nicht eingebaut werden. Daher musste die Unterkonstruktion auf der Dachhaut verklebt werden. Zusätzlich wählte man bei diesem Objekt aus Brandschutzgründen eine „harte Bedachung“ unterhalb der Holzkonstruktion und füllte in die Zwischenräume Kies. Der notwendige Brandschutz ist in der Norm DIN 4102 und in der DIN EN 13501 geregelt. Holz wird in die Baustoffklasse B2 eingestuft. Das würde bei diesem Objekt nicht ausreichen. Somit waren zusätzliche Maßnahmen erforderlich, die aber nur mit geeignetem Holz und ausreichender Dauerhaftigkeit möglich sind. Deswegen fiel die Wahl auf Kebony.

Gegen den Wind planen
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten zur Lagesicherung eines Dachaufbaus gegen das Abheben durch starke Windkräfte:

  • Auflast
  • Mechanische Befestigung
  • Verklebung

Hersteller von Dachabdichtungs- und Befestigungssystemen bieten Planern und Verlegern auf Anfrage in der Regel die kostenlose Berechnung von objektbezogenen Nachweisen für die Lagesicherung von Abdichtungen bis hin zu Windsoggarantien an. Diese Nachweise basieren auf den Kriterien der DIN 1055-4 und im Falle einer mechanischen Befestigung den Bemessungslasten des jeweiligen Produktes.

Achtung: Der Nachweis für die Lagesicherung des Dachaufbaus bzw. der Verlegeplan bei mechanischer Befestigung muss schon bei der Ausschreibung der Dachabdichtungsarbeiten durch den Planer zugrunde gelegt werden.

Bei einer losen Verlegung mit Auflast hat der Planer außerdem darauf zu achten, dass die Unterkonstruktion die errechnete Auflast tragen kann. Wenn vorhandene Decken statisch nicht verstärkt werden können, wie z. B. bei Sanierungsarbeiten, kann die Sicherung gegen abhebende Windkräfte allein durch die Auflasten oft nicht gewährleistet werden. Gerade Rand- und Eckbereiche müssen dann zwingend durch zusätzliche Maßnahmen wie die Verklebung des gesamten Schichtenaufbaus oder mechanische Befestigung gesichert werden.

 

Bildquelle: Kebony/Sievert